
Wenn man wie ich meist nur im Winter Zeit für ausgedehnten Jahresurlaub hat, möchte man der Kälte gern entfliehen und muss daher eher längere Wege auf sich nehmen. Einer davon führte mich vor mehreren Jahren nach Santiago de Chile, wo ich knapp fünf Wochen lang freiwillig in einem Tierheim für Straßenhunde arbeitete.
Eine tolle, wenn auch etwas traurige Erfahrung, denn beim Abschied fällt es dann besonders schwer, nicht alle 50 Hunde einfach in den Koffer zu packen und mit nach Hause zu nehmen. Aber zumindest hatte ich das gute Gefühl, dass ich ihnen einige Wochen lang das Leben etwas angenehmer gestalten konnte. Meine Hauptaufgabe war das Ausführen der Hunde, also ideal, um auch im Winter noch etwas Pigmente zu erhaschen, denn im Januar lag die Durchschnittstemperatur in Santiago bei etwa 30 Grad.

An den Wochenenden hatte ich frei und damit etwas Zeit die nähere Umgebung zu erkunden. Sicherlich hat Chile – besonders in Sachen Natur – noch viel mehr zu bieten, aber für längere Ausflüge war keine Zeit und das habe ich definitiv auch nicht bereut, wenn die Fellnasen sich am Montagmorgen wieder freuten, aus ihren Käfigen zu kommen. Ich möchte euch also hier vier Orte in und um die chilenische Hauptstadt zeigen.

1. Santiago de Chile

Bei meiner Ankunft und besonders bei meiner Fahrt vom Flughafen zu meinem gemieteten Zimmer in der Wohnung einer älteren Dame, sah ich bereits deutliche Unterschiede in der Stadt. Später wurde mir erzählt, dass die Stadtteile, die sich im Zentrum befinden, die wohlhabendsten sind und je weiter man sich vom Mittelpunkt der Stadt bewegt, desto ärmer ist die Bevölkerung und besonders in Sachen Kriminalität sollte man auf der Hut sein – besonders in den äußeren Stadtgebieten. Ich hatte Glück, denn in meinen fünf Wochen in Santiago habe ich weder irgendetwas beunruhigendes gesehen, noch am eigenen Leib erfahren.
Zu den Must See Spots gehört definitiv der Cerro San Christobal, ein kleinerer Berg im Norden Santiagos, der über der Stadt emporragt. Der Aufstieg macht Spaß, ist nicht zu steil und beherbergt schöne Natur. Auf der Spitze wird man von einer Statue der Jungfrau Maria und eine Kapelle begrüßt. Ein toller Ausflug mit bester Aussicht. Einen super Blick hat man auch vom Gran Torre. Der Turm ist 300 Meter hoch und bietet eine Aussichtplattform von der man die ganze Stadt sehen kann.
Der Gran Torre Santiago gehört zum Costanera Center, einem riesigen Einkaufszentrum mit allen bekannten Geschäften. Geld ausgeben macht aber noch etwas mehr Spaß, wenn man sich zum Mercado Central, dem Zentralmarkt begibt. Dort gibt es Gemüse, Fleisch und Fisch und andere Köstlichkeiten und Kuriositäten. Noch mehr Kurioses geht dann nur noch im Barrio Bellavista, einem super hippen Stadtteil, in dem es ebenso einen Markt gibt. Dort ist alles handgefertigt, also der ideale Ort zum Souvenir-Shopping. Bellavista hat aber noch viel mehr zu bieten. Der Stadtteil ist bunt, voller Graffitis, schräger Ampelmännchen, Bars, Restaurants und Clubs. Eine tolle Gegend!
Ein weiterer Stopp in der Hauptstadt Chiles ist der Plaza de Armas, der Hauptplatz von Santiago. Rund um den Platz befinden sich wunderschöne historische Gebäude wie die Kathedrale von Santiago. Auf dem Platz gibt’s etwas Kunst, einige Spielmänner und Abzocker – die typische Touristenfalle. Haltet eure Kamera dort also am besten etwas fester in der Hand.
2. Viña del Mar

Viña liegt an der Pazifikküste und ist mit dem Bus von Santiago de Chile aus bequem zu erreichen. Ein idealer Ort fürs Wochenende. Selbst die Einheimischen machen hier Urlaub, deshalb wird es an den Stränden besonders in der Hauptsaison, also Januar und Februar oft sehr voll. Aber Entspannen kann man sich in der ‚Gartenstadt‘ trotzdem gut. Die berühmte Blumenuhr und der Schlossberg sind definitiv einen Ausflug wert und entlang des Meeres finden sich immer wieder schöne und kuriose Ecken und Gebäude wie das Castillo Wulff, einer Villa, die von einem deutschstämmigen Industriellen errichtet wurde.
3. Valparaíso

Eigentlich gehört Viña del Mar zu Valparaíso, einem weiteren großen Ort an der Pazifikküste, etwa zwei Autostunden von der Hauptstadt entfernt. Valparaíso ist Sitz der chilenischen Regierung und ein sehr einladend, besonders aufgrund der bunten Häuser und Mauern überall, die überall entlang der hügeligen Straßen stehen. Wenn man hier zum Meer will, geht es ziemlich steil bergab und hat man auf den Aufstieg auf dem Rückweg keine Lust, kann man sich günstig in die bekannte Seilbahn von Valparaíso setzen, die einen auf direktem Wege wieder steil nach oben bringt.
4. Die Anden

Wenn man wochenlang in Santiago de Chile und von Bergen umgeben ist, darf natürlich auch ein Ausflug in die Anden nicht fehlen. Die Anden bilden die längste Gebirgskette der Erde und stellen das höchste Gebirge außerhalb Asiens dar. Sie erstrecken sich entlang der Westküste Südamerikas von Venezuela über Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Argentinien bis nach Chile. Leider habe ich es nur an einem Wochenende in die beeindruckende Bergwelt geschafft, bin aber überzeugt, dass man sich dort auch mehrere Wochen lang beschäftigen und austoben kann. In den Anden leben Lamas und Alpakas, Bären und Schakale, aber auch der Andenkondor, ein sehr beeindruckender Greifvogel, der eine Flügelspannweite von über drei Metern haben kann und damit zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt gehört.
Nachtrag

Fast unmittelbar vor der chilenischen Küste verläuft die Grenze zwischen mehreren Erdplatten. Wer nach Chile reist, sollte sich also nicht wundern, wenn ab und an der Boden wackelt, denn die sich bewegenden Platten sorgen sehr häufig für Erdbeben. Neben zahlreichen schweren Beben, ist es für uns aber auch schon seltsam, wenn es nur ein bisschen wackelt. Am Tag meiner Ankunft passierte genau das und ich war geschockt und dachte, dass es vielleicht nur eine Einbildung war, da ich auf der langen Reise nach Chile kaum geschlafen hatte. Also fragte ich meine Vermieterin, ob das ein Erdbeben sei. Doch sie winkte nur ab und meinte: „Ach das, das war ja gar nichts.“
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